Hätte Joseph zur Zeit von Christi Geburt einen Pfennig investiert und wäre
dieser von einer Bank mit fünf Prozent verzinst worden, wäre dieser Pfenning im
Jahr 2000 etwa so viel wert gewesen wie 500 Milliarden Goldkugeln - jede so
schwer wie die Erde. Wäre der Pfennig auf ein unverzinsliches Konto geflossen,
hätte Joseph im gleichen Zeitraum gerade einmal 1,01 Euro gespart.
Ohne Zins kein Vermögen, kein funktionierendes Geldsystem, keine Kreditvergabe,
keine Banken, keine Investitionen, keine florierende Wirtschaft, lehren
klassische Geldtheorie und Ökonomie.
Ohne Zins, entgegnen die wenigen Kritiker, funktioniere das Geldsystem sehr wohl
- und zwar sozial gerechter und ökologisch nachhaltiger. Die Zinskritiker
berufen sich zumeist auf die "Freigeld-Theorie" Silvio Gesells, der den Zins
durch eine Umlaufgebühr ersetzen wollte.
In zahlreichen Ländern werden heute Experimente mit Regionalgeld und
Komplementärwährungssystemen durchgeführt, die ohne Zins auskommen. Was im
kleinen Rahmen vielleicht funktioniert, erscheint den Vertretern der klassischen
Geldtheorie aber kaum als taugliche Lösung für den globalisierten
Finanzplaneten. Seine Bewohner, daran scheint auch die gegenwärtige Krise nichts
zu ändern, bleiben verzinste Wesen.
Ö1 Dimensionen vom 6. April 2010
6. April 2010 - Der unverzinsliche Mensch - Audio